Der Euro am Abgrund Wie Deutschland und Griechenland die Euro-Krise auslösen
Release: Der Euro am Abgrund Wie Deutschland und Griechenland die Euro-Krise auslösen
- Datum: 23.04.2011
Die Schuldenkrise der Euro-Länder wird immer dramatischer. Nach Irland ist auch Portugal akut gefährdet. Griechenland wird nach Ansicht vieler Experten seine Schulden nie zurückzahlen können.
Über die Hintergründe der Krise.
Im Mai 2010 wird die Krise so richtig sichtbar. Eine Krisensitzung jagt in Brüssel die andere. Regierungschefs und Finanzminister ringen um eine Lösung - und werfen schließlich einen Rettungsanker: Sie sprechen für die ganze Eurozone sagenhafte 750 Milliarden Euro.
Wer wird das alles bezahlen? Und wird die Währungsunion längerfristig in dieser Konstellation überleben? Was wenn nach Irland auch Portugal in den Strudel gerät? Die Antworten sind überraschend. Und sie geben neue Einblicke in jene Ereignisse, die das finanzielle Schicksal aller weit mehr betreffen, als viele ahnen.
Mister Euro und der Stabilitätspakt
Theodor Waigel, ehemaliger deutscher Finanzminister, gilt als der Mister Euro. Er hat der Einheitswährung den Namen gegeben. Und er ist eine der Schlüsselpersonen für das Verständnis der Krise. Denn er hat jenes Instrument entwickelt, dass eigentlich hätte verhindern sollen, was jetzt passiert. Er erklärt, um welches Instrument es sich handelt, nämlich um den sogenannten Stabilitätspakt.
Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann erläutert, was der Pakt vorsah: Jeder Euro-Staat hätte nur noch bis zu einer genau definierten Grenze Schulden machen dürfen. Wer also massiv mehr ausgibt als er einnimmt, wird bestraft. Der Effekt: Die Währung würde stabilisiert. Doch genau das Gegenteil passierte.
Aufgehebelter Stabilitätspakt ohne Ausgabegrenzen
Mitverantwortlich dafür ist der ehemalige sozialdemokratische deutsche Finanzminister, Hans Eichel. Es ist paradoxerweise Waigels Nachfolger, der dessen Stabilitätspakt ausgehebelt hat. Deutschland, die Vorzeige-Volkswirtschaft der Euro-Zone, hat sich unter Eichel nicht mehr an die Ausgabegrenzen gehalten, obwohl das Land diese vorher den anderen aufdiktierte.
Und so geschah es, dass sich auch Länder wie Griechenland nicht an die Vorgaben hielten. Die Schuldenberge nahmen immer stärker zu und Brüssel schaute, gelähmt durch das Ausscheren Deutschlands, untätig zu. Bis zu dem Zeitpunkt, als die internationalen Finanzmärkte plötzlich Alarm schlugen. Sie stellten fest: Gewisse Länder haben so hohe Schulden, dass sie eigentlich Konkurs anmelden müssten.