Die Kirmes-Könige - Familie Schneider
Release: Die Kirmes-Könige - Familie Schneider
- Datum: 30.04.2011
Die Erfolgsgeschichte der Familie Schneider beginnt mit einem Autoskooter. Um den bauen zu können, leihen sich die vier Söhne der Schausteller-Familie aus Soest nach dem Krieg Geld und Baumaterial bei Freunden und Verwandten.
Insgesamt gehen sie damit Verbindlichkeiten im Gesamtwert von 80.000 D-Mark ein - ein enormes Risiko. Doch schon nach wenigen Kirmesveranstaltungen können die Brüder das Geld zurückzahlen, ihr Geschäft floriert. Der Grundstein der Kirmes-Dynastie ist gelegt, die Brüder können in weitere Fahrgeschäfte investieren.
Inzwischen besitzt das Familien-Imperium unter anderem ein Fahrgeschäft der Superlative, den so genannten "Power Tower", den größten transportablen Freifallturm der Welt. Dazu kommen vier Wildwasserbahnen, eine Achterbahn, mehrere Autoskooter sowie eine Piratengeisterbahn. Mit ihren Attraktionen ist die Firma Schneider auf fast allen großen deutschen Volksfesten vertreten. Und in der Branche gelten die Schneiders heute als eine der erfolgreichsten Schausteller-Dynastien aus Nordrhein-Westfalen.
Eigentlicher Gründer der Firma ist Heinrich Schneider, der vor rund 150 Jahren in Soest eine Schiffschaukel baute und mit ihr auf Reisen ging. Sein Enkel August heiratete im Jahr 1923 eine Zirkusartistin und war bis zum Krieg mit einem so genannten Hippodrom, einer Manege mit Reitbetrieb und Bierausschank, erfolgreich. In diesem Hippodrom wächst Johann Schneider auf, heute stolze 84 Jahre alt und der Senior-Chef des Unternehmens. Noch immer ist er mit seinem Autoskooter jährlich auf rund dreißig Volksfesten unterwegs. Sein Enkel Patrick ist 19 Jahre alt und wird den Skooter eines Tages übernehmen. Denn die Wildwasserbahn seines Vaters August Schneider ist ihm nicht attraktiv genug, beim Autoskooter kann er als DJ besser die neueste Musik für ein jugendliches Publikum auflegen.
Bei den Schneiders sind es ansonsten immer die Väter, die die Fahrgeschäfte an ihre Söhne weiter geben. Und meistens haben die Väter und ihre Söhne auch die richtigen Entscheidungen getroffen, wenn es um die Vorlieben der Jahrmarktsbesucher, den zu erwartenden finanziellen Ertrag und damit um die Zukunft ihres Clans ging. Ihr schlichtes Erfolgsrezept: Das richtige Fahrgeschäft zur rechten Zeit. Ende der 1960er Jahre haben die vier Brüder zum Beispiel eine der ersten modernen Achterbahnen aus Italien nach Deutschland geholt, die schnell zum absoluten Publikumserfolg auf den deutschen Jahrmärkten wurde.
Einer der Brüder, Alfred Schneider, ist inzwischen verstorben. Sein Sohn Michael betreibt das "Pirates Adventure", eine spektakuläre Attraktion mit beweglichen Seeräuber-Figuren. Seine Frau Janida und die drei Kinder sind stets dabei, sie kennen nur das Leben im Wohnwagen hinter der Geisterbahn und reisen mit, von Ort zu Ort. Jeder in der Familie muss beim Auf- und Abbau des Geschäftes mithelfen, das Ehepaar teilt sich dann den Dienst im Kassenhäuschen. Und wie in allen Schausteller-Generationen vor ihnen, gehen die Kinder unterwegs in jeder Stadt in eine neue Schule.
Der Film von Arnd Güttgemanns zeigt den Alltag der Schaustellerfamilie und blickt hinter die Kulissen der Kirmes-Industrie. Mit bisher noch unveröffentlichten Fotos und Filmen der Familie gibt die Dokumentation einen einzigartigen Einblick in die Firmen- und Familiengeschichte - und in ein Stück Kulturgeschichte der Jahrmärkte in Deutschland.