Mein Leben mit Carlos
Release: Mein Leben mit Carlos
- Datum: 22.05.2011
Die grausame Geschichte Chiles wird entlang einer mitreißenden, persönlichen Spurensuche erfahrbar und verdichtet sich durch exklusive private Archivbilder aus der Pinochet-Ära.
Carlos Berger Guralnik wurde am 19. Oktober 1973 mit 70 anderen politischen Oppositionellen von der "caravana de la muerte", der Todeskarawane des chilenischen General Pinochet, in der Atacamawüste ermordet. Der Filmemacher Germán Berger-Hertz, einziger Sohn von Carlos, bricht in seinem Dokumentarfilm "Mein Leben mit Carlos" ein jahrzehntelanges Schweigen und begibt sich auf eine dramatische Spurensuche. Er trifft sich mit den ins Exil geflüchteten Familienangehörigen an vielen Orten der Welt, um sich dem Schmerz und dem Verlust zu stellen. Die zutiefst menschlichen Beweggründe der Protagonisten, ihre individuellen Lebensentscheidungen mit der Vergangenheit umzugehen, bezeugen auf sehr bewegende Weise ein in Vergessenheit geratenes Kapitel der chilenischen Geschichte.
Carmen Hertz, die Mutter des Filmemachers Germán Berger-Hertz, spielte eine tragende Rolle in der Anklage gegen Pinochet im Fall der Todeskarawane, der Anklage gegen eine Politik, die versuchte, das Leben kritischer Personen total auszulöschen - ihre Spuren und ihre Körper. Somit ist der filmische Versuch, das Leben eines Einzelnen zu rekonstruieren, gleichzeitig der Versuch, auch einen Teil der chilenischen Geschichte zu rekonstruieren. "Mein Leben mit Carlos" versteht sich als Film gegen das "Verbrechen der permanenten Hinrichtung", wie es im juristischen Sprachgebrauch heißt.
Bis heute gibt es keine abschließende Klärung der Ereignisse, der Leichnam von Carlos Berger Guarlnik ist bis heute verschwunden. So droht das Vergessen als wahrer Triumph der Gewalt. Die Geschichte der Familie Berger - ihr lebenslanger Versuch, eine Tragödie zu überwinden - spiegelt das Schicksal eines ganzen Landes wider.
Die große Stärke des Dokumentarfilms liegt darin, politisch immer wieder behandelte Themen wie die Pinochet-Diktatur von 1973 bis 1989 neu zu betrachten und in Form eines filmischen Briefes widersprüchliche Verhaltensweisen von Betroffenen nachvollziehbar zu machen.