Tranzania. Living. Room
Release: Tranzania. Living. Room
- Datum: 03.07.2011
Wie stellt man sich in Tansania Deutschland vor? Und wovon träumt ein deutsches Kind, das fasziniert Reiseberichten aus Tansania zugehört hat? Filmemacher Uli M. Schueppel nimmt die Zuschauer mit auf eine atmosphärische Reise.
In einem deutschen Wohnzimmer in den 60er Jahren erzählt der damalige Nachbar von Filmemacher Uli M. Schueppel von seiner Zeit in Tansania, "von der Savanne, den Giraffen, den Elefanten und den Löwen. Ich machte die Augen zu und war nicht mehr in dem deutschen Wohnzimmer. Ich war in Afrika. In meinen Bildern von Tansania." Die Tagträume, die diese Erzählungen bei Uli M. Schueppel auslösten, als er Kind war, sind Ausgangspunkt seines Films. Die kindlichen Vorstellungen eines wild-romantischen Afrikas vermitteln sich in grobkörnigen, diffusen, traumartigen Bildern einer ungezähmten Savanne. Dagegen stehen Straßenszenen aus Daressalam von heute und zeigen unkommentiert ein Bild des realen Tansania.
Mit diesen Bildern verbindet der Regisseur die Frage an Einheimische, wie sie sich Deutschland und ein deutsches Wohnzimmer vorstellen. "Es wird dort eine Tiefkühltruhe und einen Kühlschrank geben." "Sie benutzen gern gläserne Fenster, am liebsten solche, die man aufschieben kann ... Damit lebt man bequem! Man sieht nur grüne Wiesen. Man sieht Blumen und Bäume, die ordentlich gepflanzt sind." Diese Mutmaßungen über Farben und Möblierung, über gut gefüllte Kühlschränke an dominanter Stelle und sogar über Fenster ohne Gitter ("denn es gibt in Deutschland keine Diebe") erzählen viel von der Lebenssituation der Befragten. Dazwischen zoomt Schueppel in Postkarten hinein, die Touristen von Tansania aus nach Hause schicken: Löwen, Giraffen, Savanne, wilde Natur. So ergibt sich ein anregender Rückkoppelungseffekt zwischen den Vorstellungen eines Kindes vor vielen Jahren, den Vorstellungen der Tansanier heute und dem alltäglichen Leben in Daressalam.
"Tranzania. Living. Room." entstand 2010 mit Unterstützung durch Medienboard Berlin-Brandenburg des Goethe-Instituts im Auftrag des Internationalen Filmfestivals Rotterdam, das seinen Afrika-Schwerpunkt mit Arbeiten von zwölf internationalen Filmemachern bereichern wollte - allesamt Filmemacher, die nie zuvor in Afrika gewesen waren. Eine Kritikerin schrieb: "Der vollendete Film. Tranzania. Living. Room. zeigt, mit wie wenig Mitteln verführerisches Kino entstehen kann, das ganz für sich selbst steht." (Dunja Bialas auf artechock, Februar 2010) Uli M. Schueppel studierte Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Seit 1987 dreht er Dokumentar-, Spiel- und Musikfilme, seit 2006 sind auch Foto- und Videoausstellungen dazu gekommen. Sein Film "Der Tag" (2009), eine Koproduktion des ZDF für die Spätvorstellung auf ARTE, wurde in der Presse als "stilles Meisterwerk" bezeichnet und erhielt den Preis der Ökumenischen Jury beim Festival "achtung berlin" - new berlin film award" 2009.