Welt im Krieg Wenn Soldaten zu Bestien werden

Am 22. Juni 1941 begann der Überfall auf die Sowjetunion als Blitzkrieg, der in sechs Wochen beendet sein sollte und stattdessen binnen sechs Monaten zum Weltkrieg wurde. Kaum ein Krieg war wie dieser. Kaum einer hat so viel Blut gekostet und so tiefe Spuren in den Erinnerungen der Zeitgenossen hinterlassen. Und: In diesem Krieg wurde zum ersten Mal sichtbar, dass Hitler mit seinem verbrecherischen Anspruch einer nationalsozialistischen Weltherrschaft zum Scheitern verurteilt war. Verblendet von vorangegangenen Siegen, ließen er und seine Befehlshaber die deutschen Truppen tief ins Land vorstoßen. Doch der "Blitzsieg" blieb aus. Ohne Reserven und ohne alternative Strategie war das "Unternehmen Barbarossa" zum Scheitern verurteilt.

Die deutschen Soldaten, die im Juni 1941 nach Osten vorrücken, haben keine Ahnung von dem Grauen, das sie erwartet. Von den Ausmaßen eines Krieges, der Menschen und Schicksale durcheinanderwirbeln wird. Sie sind euphorisch, siegesgewiss und überzeugt, die Bevölkerung vom bolschewistischen Terror zu befreien. Die Schlacht, die sie schlagen, entwickelt sich jedoch zum Desaster, sowohl in militärischer als auch in moralischer Hinsicht. Nicht anders erging es den Truppen in Vietnam, Irak und Afghanistan: Auch hier hielten sich die eingesetzten Soldaten für heldenhafte Befreier und glaubten, sie seien moralisch im Recht. Je länger die Konflikte jedoch dauerten, desto deutlicher wurde ihr moralisches Dilemma.