Ich war ein Kamikaze
Release: Ich war ein Kamikaze
- Datum: 16.07.2008
USA, 2007, 89mn
ARTE F
Regie: Linda Hoaglund, Risa Morimoto
Der Dokumentarfilm laesst ehemalige japanische Flugzeugpiloten zu Wort kommen, die im Pazifikkrieg von 1941 bis 1945 ihre Kamikazeangriffe auf amerikanische Stellungen ueberlebt haben. Ihre Aussagen, ergaenzt durch Archivmaterial und Historikerberichte, dokumentieren die Ausbildung junger Maenner zu Selbstmordattentaetern und den veraechtlichen Umgang eines militaerisch autoritaer geführten Staates mit seinen Soldaten.
Selbstmordpiloten verkoerpern eine extreme Form von Fanatismus. In Japan werden die Kamikazepiloten, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben liessen, fuer ihre Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft jedoch weiterhin hoch geachtet. Nur wenigen Menschen ausserhalb Japans ist bekannt, dass neben den 4.000 im Einsatz ums Leben gekommenen Piloten Hunderte Kamikazeflieger den Krieg ueberlebten.
Ueber 60 Jahre nach der japanischen Kapitulation bilden die Aussagen von vier dieser Ueberlebenden, ergaenzt durch Archivbilder und Historikereinschaetzungen, einen praezisen Bericht ueber eine entscheidende Phase des Pazifikkrieges von 1941 bis 1945.
Nuancenreich zeichnet der Dokumentarfilm das Schicksal der jungen Piloten bis zum todbringenden Einsatzbefehl nach. Er zeigt, wie der Opferwille der Soldaten durch die massive Expansionspolitik und Militarisierung Japans in den 30er und 40er Jahren konditioniert und durch die brutale Ausbildung forciert wurde.
Doch angesichts des Todes tausender ihrer Kameraden treibt die vier ehemaligen Piloten auch die Frage ihres eigenen Ueberlebens um. Ihre Berichte, denen Zeugnisse amerikanischer Veteranen gegenueberstehen, die die beiden Kamikazeangriffe auf den Traeger USS Drexler am 28. Mai 1945 ueberlebten, werfen klar die Frage nach der Verantwortung eines Krieg fuehrenden Staates gegenueber seinen Soldaten und seinem Volk auf.
ZUSATZINFORMATION
Die Regisseurin Risa Morimoto wurde in den USA als Tochter japanischer Einwanderer geboren. Als Kindheitstrauma erlebte sie jedes Jahr den 7. Dezember, den Jahrestag des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor, an dem sie als japanische Schuelerin ihren amerikanischen Klassenkameraden gegenuebertreten musste. Erst vor einigen Jahren erfuhr sie, dass ihr Onkel in seiner Jugend eine Kamikazeausbildung absolvierte, dieses Geheimnis aber bis zu seinem Tode gehuetet hatte. Um den Werdegang ihres Onkels zu verstehen, suchte Risa Morimoto ueberlebende Kamikazeflieger auf und protokollierte deren Aussagen.
Koautorin und Koproduzentin Linda Hoaglund wurde als Tochter amerikanischer Missionare in Japan geboren und wuchs dort auf. Ihr ist der alljaehrliche Spierrrutenlauf am 6. August, dem Jahrestag des amerikanischen Atombombenabwurfs auf Hiroshima, in bleibender Erinnerung. Diese doppelte Autorenschaft gibt dem Film Vielschichtigkeit und Tiefe.
Risa Morimoto erhielt beim San Francisco International Asian American Film Festival 2008 den Spezialpreis der Jury.
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