Der letzte Tango in Buenos Aires

Nie zuvor hat Argentinien eine so dramatische Wirtschaftskrise erlebt wie zurzeit. Nach der neoliberalen Illusion der 90er Jahre mit der Ankopplung der Landeswährung Peso an den Dollar, die der Spekulation Vorschub leistete und die Industrieproduktion lähmte, sowie einer massiven Privatisierungswelle, die einen Run ausländischer Investoren auf argentinische Unternehmen auslöste, kam der brutale Absturz.

Die Hälfte der Menschen lebt heute in Armut, es herrscht Massenarbeitslosigkeit. Die Finanzwelt steht vor dem Zusammenbruch, die von den Banken eingefrorenen Spareinlagen haben zwei Drittel ihres Wertes verloren, die Wirtschaft ist gelähmt und die Inflation gigantisch. Mehr und mehr Bettler bevölkern die Straßen - das Land steht vor dem Ruin.

Der Film zeigt, wie es den kleinen Leuten ergeht, wenn der Kapitalismus seine Versprechen nicht einlöst, die globalisierte Wirtschaft ihre Kapriolen schlägt und die Menschen ihrem Schicksal überlassen bleiben. Die Argentinier haben jedes Vertrauen in Regierung, Justiz und Finanzsystem verloren. Anhand dreier Geschichten stellt Regisseur Angus McQueen die aktuelle Lage in Argentinien exemplarisch dar. In der ersten Geschichte wetteifern zwei Kandidatinnen in einem Fernsehquiz darum, einen Job als Verkäuferin zu gewinnen. Die zweite Geschichte beschäftigt sich mit dem Schicksal einer Frau, die an ihr Bankkonto mit dem Vermögen von 180.000 Dollar nicht mehr herankommt, weil alle Guthaben eingefroren wurden. Ein Tauschclub steht im Mittelpunkt der dritten Geschichte. Er wurde vor fünf Jahren von drei Idealisten gegründet, die damit Arbeitslosen unter die Arme greifen wollten. Diese Tauschbörse hilft mittlerweile landesweit über zehn Millionen Argentiniern, die anders kaum Überlebenschancen haben.