Ostpreußens lange Nachkriegszeit
Release: Ostpreußens lange Nachkriegszeit
- Datum: 03.08.2004
http://www.wdr.de/tv/wdr-dok/archiv/2004/040312_01.phtml
Im letzten Kriegswinter 1944/45 floh fast die gesamte Bevölkerung Ostpreußens vor der Roten Armee nach Westen. Sie hinterließ eine Landschaft, der Generationen von deutschen Siedlern ihren Stempel aufgedrückt hatten. Nach 1945 siedelte die Sowjetmacht im zerstörten, fast menschenleeren nördlichen Ostpreußen Menschen aus vielen Teilen der UdSSR an, Kriegsopfer, Entwurzelte, deren eigene Heimat nicht mehr existierte. Sie mußten sich in einer für sie völlig fremden Welt einleben. Nina Panfilowa zum Beispiel, die erste Lehrerin im sowjetischen Groß-Rominten, oder Kusma Rafkin, der als kleiner Junge nach Friedland kam und später Ingenieur im dortigen Wasserkraftwerk wurde. Die deutsche Vergangenheit war tabu, und über die eigene, aus Weißrußland oder der Ukraine mitgebracht, durften die neuen Bewohner ebenso wenig sprechen. Der Film erzählt Geschichten vom "Aufbau des Sozialismus im fremden Land" und von seinem dramatischen Scheitern.
Die Wende nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat nur Kaliningrad und den Ostseebädern einen Aufschwung beschert. Das Hinterland dagegen verwildert, die Memelniederung etwa ist in den Urzustand zurückgefallen, ist wieder Sumpfgebiet wie vor der Urbarmachung durch die Deutschen. Was an Dörfern und Kirchen aus der Zeit vor 1945 übrigblieb, liegt in Trümmern und wird heute von den Bewohnern ganz zerstört - aus purer Not verkaufen sie die letzten roten Ziegel der typisch ostpreußischen Gebäude in die Stadt. Die Tragödie des Gebietes, das mit dem EU-Beitritt der Nachbarn Polen und Litauen zur Insel wird, scheint immer noch nicht zu Ende.
Die Autorin Ulla Lachauer hat seit mehr als zehn Jahren regelmäßig für den WDR Filme über die Geschichte des ehemals deutschen Ostens gemacht. Bekannt ist sie auch als Buchautorin, zum Beispiel mit den Titeln "Die Brücke von Tilsit", "Paradiesstraße", "Ostpreußische Lebensläufe" und "Ritas Leute".
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