Pin-up-Obsession

Dokumentarfilm, Frankreich 2004, Erstausstrahlung
Von: Olivier Megaton

Das Anliegen des Filmemachers Olivier Megaton besteht nicht darin, die "große" gegen die "kleine" Kunst auszuspielen. Vielmehr zeigt sein Film echte Komplementärwirkungen innerhalb der bildenden Kunst auf, die zu einem Austausch von Codes und letztlich zu einem Austausch von Funktionen führen. Über die Pin-up-Kultur hinaus hinterfragt der Film die Darstellung der modernen Frau anhand der Entwicklung ihrer Abbilder und ihres Images im 20. Jahrhundert.

Pin-up-Girls sind die Lieblinge Amerikas. Das goldene Zeitalter dieser sinnlichen und aufregenden, aber immer keuschen Hochglanz-Schönheiten waren die 30er- bis 60er Jahre. Als Zierde von Kalenderblättern und Titelseiten waren sie fester Bestandteil des amerikanischen Alltags und eroberten schließlich die ganze Welt.

Im Film und in Zeitschriften waren die Pin-up-Girls Frauen aus Fleisch und Blut wie die Stars Betty Grabble und Rita Hayworth. Aber das echte und eigentliche Pin-up-Girl, das Tausende von Wänden, Portemonnaies, Schlüsselanhängern und Spinden zierte, war eine gezeichnete Beauty. Die ersten Pin-ups stammten von Charles Dana Gibson und Howard Chandler Christy, Rolf Armstrong und Alberto Vargas. Zu der Traumfrau, die noch heute nostalgische Gefühle weckt, wurde das Pin-up-Girl aber erst in den 40er Jahren, noch während des Zweiten Weltkrieges, und kurz danach. Gil Elvgren gilt als der talentierteste und kreativste Pin-up-Zeichner. Doch auch seine Freunde und Kollegen Edward D'Ancona, Earl Moran, Edward Runci, Bill Medcalf, Al Buell, Vaughan Alden Bass taten sich hervor. Es gab sogar Pin-up-Zeichnerinnen, die bekannteste war Zöé Mozert. In dieser volksnahen Kunstform wurden die Fantasien, Träume und Projektionen der amerikanischen Gesellschaft unverblümt zum Ausdruck gebracht. Der Film fragt, wie es möglich war, dass ein besonderer grafischer Stil zu einem gesellschaftlichen Phänomen werden und einem weiblichen Ideal zu allgemeiner Anerkennung verhelfen konnte. Welchen Stellenwert genießt diese Ausdrucksform als solche und welcher künstlerische Wert wird ihr beigemessen? Wie wird ein Bild zum Idol und zur modernen Ikone?