Todesstrafe für eine Lüge
Release: Todesstrafe für eine Lüge
- Datum: 09.08.2005
Im Oktober 1987 wird in Miami die deutsche Touristin Kersten Kischnick erschossen. Ihr Freund Dieter Riechmann wird verhaftet - obwohl er beharrlich seine Unschuld beteuert und von einem Überfall spricht. Die Mordermittler haben weder Tatzeugen, Tatwaffe, noch einen Tatort. Trotzdem wird er 1988 in einem reinen Indizienprozess wegen Mordes zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt.
Seit 1997 durchforscht der Journalist und Dokumentarfilmer Peter F. Müller die Prozess- und Ermittlungsakten, sucht Zeugen und lässt die forensischen Gutachten von unabhängigen Experten prüfen. Er kommt zu der Erkenntnis, dass Dieter Riechmann seine Freundin nicht ermordet haben kann. Zwei Aussagen lassen den Fall plötzlich in einem anderen Licht erscheinen. Ein ehemaliger Kronzeuge der Anklage hat zugegeben, dass seine damalige belastende Aussage gegen den Mithäftling Dieter Riechmann von der Staatsanwaltschaft gekauft worden war, ein anderer Zeuge des Mordes hat Dieter Riechmanns Version vom Tathergang bestätigt. Basierend auf den neuen Erkenntnissen, die 2001 in der ARD-Dokumentation "Häftling # 113993" gezeigt wurden, gab das Bezirksgericht von Miami dem Antrag von Riechmanns Anwälten auf ein neues Beweisaufnahmeverfahren statt. Die Recherchen enthüllten eine endlose Reihe skandalöser Vorgänge im Laufe der Ermittlungen und während des Prozesses. Offensichtlich hatten Polizei und Staatsanwaltschaft nicht vor Manipulationen und Täuschungen, sogar Meineiden zurückgeschreckt. Und genau das sollten Dieter Riechmann und seine Anwälte jetzt noch einmal erleben. Den neuen Staatsanwälten ist nur eines wichtig: Sie kämpfen für die Aufrechterhaltung des Todesurteils um jeden Preis. Dabei schrecken sie auch nicht vor neuerlichen Manipulationen und Lügen zurück. Und sie haben Erfolg damit. Trotz neuer Zeugen, trotz des Nachweises der Verteidigung, dass die damaligen Staatsanwälte ihren Kronzeugen mit Vergünstigungen und dem Versprechen vorzeitiger Haftentlassung gekauft haben, wird es nach dem Urteil des Richters vorerst keinen neuen Prozess für Dieter Riechmann geben.
Doch die Dokumentation dieser dunklen Seite des Rechtssystems in den USA, ist nur ein Teil der tragischen Geschichte. Filmautor Peter F. Müller recherchierte: Dieter Riechmann hat zwar seine Freundin nicht ermordet, aber es war kein Zufall, dass sie in dieser dunklen Gegend Miamis waren, als Kersten Kischnick erschossen wurde. Darüber hat Dieter Riechmann nie die Wahrheit gesagt. Der Film zeichnet den Fall Riechmann nach und dokumentiert in eindrucksvoller Nähe die jahrelange Auseinandersetzung um ein neues Verfahren, die Suche nach Zeugen, das Geschehen im Gerichtssaal und die Arbeit der Anwälte. Am Ende bleibt die erschütternde Erkenntnis, wie wenig die Wahrheit im amerikanischen Rechtssystem eine Rolle spielt.
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