Sie oder Er im Kanzleramt - Gerhard Schröder: Wer nicht kämpft, hat schon verloren

Gerhard Schröder will es noch einmal wissen. Mit der Vertrauensabstimmung am 1. Juli hat der Bundeskanzler alles auf eine Karte gesetzt. Bei der erwarteten Bundestagswahl sollen die Wähler über seine Reformpolitik abstimmen. Er werde einen Wahlkampf machen wie noch nie und sich dafür quälen, verspricht Schröder seiner Partei, der SPD. Schröders Ausgangslage könnte - betrachtet man die Umfragen - schwieriger kaum sein. Rot-Grün scheint am Ende. Eine realistische Perspektive für die Fortsetzung seiner Kanzlerschaft ist selbst für Schröders Anhänger nur noch schwer zu erkennen.

Doch gegenüber den ZDF-Autoren sagt Schröder: "Ich werde um mein Amt kämpfen." Er weiß: Schafft er es noch einmal, dann hat er mit einem dritten Wahlsieg mehr erreicht als seine Vorgänger Willy Brandt und Helmut Schmidt. Anke Becker-Wenzel und Peter Frey haben den Bundeskanzler seit dem Abend des 22. Mai begleitet, als er nach der verheerenden Niederlage seiner Partei bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen begründet, warum er Neuwahlen als einzigen Ausweg sieht. Seitdem geht es für Schröder um Fragen des Vertrauens, die immer wieder auch um das Verhältnis zur eigenen Partei kreisen. Der ehemalige Parteivorsitzende Hans-Jochen Vogel und SPD-Urgestein Erhard Eppler analysieren die Beziehung zwischen Partei und Kanzler.

Schröders Politik habe lange Zeit der rote Faden gefehlt, meint Eppler: "Dass die Menschen das nicht alles zusammenbinden können, was er versucht und gemacht hat, daran ist er tatsächlich ein Stück weit selber schuld. Er ist ein so überzeugter Pragmatiker und hat auch einen so sicheren Instinkt im entscheidenden Augenblick, dass er wohl glaubt, dieses Vermitteln nicht nötig zu haben. Und hier unterschätzt er die Leute." Ein weiteres "besonderes" Verhältnis ist das des Bundeskanzlers zur Wirtschaft: Arbeitgeberchef Dieter Hundt, der Vorstandsvorsitzender von Porsche, Wendelin Wiedeking, und Jürgen Grossmann, der Chef des Stahlunternehmens Georgsmarienhütte und langjähriger Freund Schröders, geben Auskunft über den Mann, der einst als "Genosse der Bosse" galt.

Der Film holt Einschätzungen, Meinungen, persönliche Sichtweisen über den Kanzler ein - doch er ist zugleich nah dran an ihm selbst: Ungewöhnliche Momentaufnahmen aus der Chefetage des Kanzleramts zeigen ihn bei Begegnungen mit Amtskollegen, so beim Treffen mit dem britischen Premierminister Tony Blair kurz vor dem gescheiterten EU-Gipfel in Brüssel. Die Kamera fängt ein, wie sich Schröder mit seinen engsten Beratern auf schwierige Situationen vorbereitet.

Das ZDF-Team hat Schröder auch auf Auslandsreisen begleitet: zum Treffen mit US-Präsident Bush in Washington und dem russischen Präsidenten Putin in Kaliningrad. Der französische Präsident Jaques Chirac spricht in einem exklusiven Interview über seine Beziehung zum deutschen Bundeskanzler.

Auskunft gibt der Film auch über den Privatmann Schröder. Seine Ehefrau Doris Schröder-Köpf berichtet, wie sie ihre Rolle als Kanzlergattin versteht. Sie führe quasi zwei getrennte Leben: "Das ist so wie in meinem Kleiderschrank. Dinge, die ich zu einem Staatsbesuch trage, würde ich nie privat anziehen. Wenn ich von Hannover nach Berlin unterwegs bin, um mit meinem Mann einen Staatsgast zu empfangen, dann fühle ich mich auf der Fahrt in die andere Situation hinein". Was man als Ehefrau des Kanzlers brauche, seien "gute Nerven, Sorgfalt und Flexibilität". Die braucht auch "Er", denn Gerhard Schröder weiß: Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Länge: 45 min

Regie: Anke Becker-Wenzel und Peter Frey
Kamera: Frank Vieltorf

File Format: AVI
File Size: 330.57 MB
Play Time: 43:31 mins
Video Header Info
Video Codec: DivX 5.21 2-pass
Video BitRate: 916 kBit/s
Video Frames/Sec: 25.000
Width x Height: 688 x 384
Audio Header Info
Audio Codec: MPEG-1, Layer 3
Audio BitRate: 136 kBit/s
Audio Channels: 2 (Stereo)
Audio SampleRate: 48.000 kHz