Der Tiger und der Mönch
Release: Der Tiger und der Mönch
- Datum: 29.04.2007
Ein Film von Harald Pokieser
Die Dreharbeiten hatten einen ungewöhnlichen Auftakt: Das Team stand wenige Meter von einem 200 Kilogramm schweren Tiger entfernt, und der neben ihm stehende, gut gelaunte Mönch rief uns zu: "Fremde mag er nicht besonders, wenn er welche sieht, greift er manchmal ohne Vorwarnung an!"
Das TV-Team befand sich im legendären Tigertempel, einem buddhistischen Kloster im Westen Thailands, und der Spaßvogel war Phra Acharn, Abt des Klosters und Herr über 16 Tiger. Keiner wurde gebissen, aber außergewöhnliche Situationen gab es. Zum Beispiel das Frühstück: Der Tigernachwuchs war jeden Morgen mit dabei, und während die Mönche in aller Ruhe ihren Reis verspeisten, tobten vier Jungtiger über das Parkett des Tempels, zwischen Töpfen, Tellern, Buddhastatuen und allerlei Reliquien. Sie stürzten sich auf die Kamera, den Kameramann und attackierten erfolgreich die Mikrofone.
Der Abt wurde unfreiwillig zum Tigerexperten. Die Geschichte der wilden Haustiere begann im Jahr 1999, als der erste kleine Tiger von Dorfbewohnern in den Tempel gebracht wurde. Er war nur wenige Wochen alt, seine Mutter war im nahen Regenwald von Wilderern erschossen worden. Das Baby hätte ausgestopft werden sollen, aber die Rettung erfolgte im letzten Augenblick.
In Thailand sind die Tiger wie überall in Asien vom Aussterben bedroht. Nicht nur durch den Verlust ihres Lebensraums, sondern auch durch die intensive Wilderei, die man in Thailand nicht in den Griff bekommt. Rund 6 000 Dollar zahlt ein Händler für einen erlegten wilden Tiger, mehr als so mancher Bauer in seinem ganzen Leben verdient. Vor allem die Tigerknochen, die in der chinesischen Medizin für allerlei Wundermittel eingesetzt werden, sind am Schwarzmarkt ein Vermögen wert. Für verwaiste Tiger gibt es nur eine Rettung, den Tempel von Phra Acharn. "Wir glauben fest an die Reinkarnation", sagt der Abt. "Diese Tiger waren vielleicht in meinem früheren Leben meine Familie, meine Kinder oder Enkel. Sie sind zu uns gekommen, um Schutz zu suchen, nun müssen wir für sie sorgen." So übernahm der Abt den ersten Tiger, bald waren es zwei und ein Jahr später bereits acht. Mittlerweile betreut das Kloster 16 Tiger, die insgesamt rund 80 Kilogramm Hühnerfleisch pro Tag verspeisen, die gepflegt, gereinigt und geimpft werden müssen.
Die Tiger sind nicht die einzigen Schützlinge. Auf dem weitläufigen Gelände haust eine Menagerie verwaister Tiere, die spielend die Arche Noah füllen könnte: 20 Pferde, über 1 000 Wildschweine, Büffel, Pfaue, Rehe und Hirsche, natürlich allesamt mit Nachwuchs. Der Tigertempel wurde als Ort der Meditation errichtet, tatsächlich ist es ein Tollhaus.
Um all das zu finanzieren, lässt man seit einigen Jahren auch Touristen in den Tempel. Einen westlichen Zoodirektor würde der Schlag treffen: Die Besucher gehen mit dem Abt und den Tigern spazieren und können die großen Katzen auch streicheln. Das mag riskant sein, aber die buddhistische Ruhe und Liebenswürdigkeit der Mönche und einheimischen Pfleger haben eine magische Wirkung auf die Tiger. Sie wirken die meiste Zeit über ruhig und entspannt.
Es bleibt zu hoffen, dass dieser Film nicht die letzten Tiger des Tempels zeigt, denn die Chancen stehen schlecht. Das Kloster hat keine Genehmigung für die Haltung von Tigern und das zuständige Ministerium für Forstwirtschaft droht seit Jahren, die Tiger zu konfiszieren. Und nichts ist in Thailand gefürchteter und auch mächtiger als die korrupte Bürokratie. Der Abt Phra Acharn bleibt optimistisch: Er will bald die "Tigerinsel" eröffnen, ein Stück Wald umgeben von einem Wassergraben, in dem die Tiger frei leben können. Eines Tages, so hofft er, werden dort Tiger aufwachsen, die man später wieder im Urwald freilassen kann.
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