Abenteuer Wissen - Im Stahlfieber: Jagd auf den Mega-Rohstoff Schrott
Release: Abenteuer Wissen - Im Stahlfieber: Jagd auf den Mega-Rohstoff Schrott
- Datum: 28.09.2006
Im Stahlfieber: Jagd auf den Mega-Rohstoff Schrott
Neuer Stahl aus altem Eisen In der Nähe von Duisburg befindet sich das Mekka der Alteisenhändler, der größte Schrottplatz Europas. Haushoch türmen sich rostrote Berge aus bizarr verbogenen Objekten auf, zwischen ihnen arbeiten monströse Maschinen an der Zerkleinerung der Hinterlassenschaften des Technikzeitalters -
Riesenschredder und Sortieranlagen verwandeln alles von Autowracks bis zu Brückenteilen in wertvollen Rohstoff für die Industrie. Und was der Schredder nicht schafft, das wird mit Dynamit erledigt. Schrott ist als Ausgangsmaterial für die Stahlherstellung in aller Welt so gefragt wie nie - vor allem beim Edelstahl wird inzwischen kaum noch Eisenerz eingesetzt. Doch die Kunden müssen sich darauf verlassen können, dass nichts in ihren Schmelzofen wandert, was dort nicht hingehört, das reicht vom Plastik über Asbest und Schwermetalle bis zu radioaktiven Stoffen. Und wenn es sogar um eine komplette Chemiefabrik geht, die zum Abriss ansteht, dann kommt schon vor Ort modernste Analysetechnik zum Einsatz. "Abenteuer Wissen" ist dabei, wenn der ausgediente Industriekoloss auf sein Recycling vorbereitet wird.
Höllenfeuer am Polarkreis Mehrfach im Monat sticht in Rostock ein Frachter mit Ziel Norwegen in See, beladen mit tausenden Tonnen Schrott. Was Schrotthändler aus ganz Deutschland zusammentragen, soll im nördlichsten Stahlwerk der Welt in Mo i Rana wieder zu neuem Stahl verwandelt werden. Längst ist Schrott zur globalen Handelsware geworden und landet nun auch regelmäßig in der menschenleeren Gegend am Polarkreis. Zwei Flugstunden entfernt von Oslo steht der Stahlofen niemals still - pausenlos befördern Monstertrucks den zerkleinerten Schrott in die infernalisch anmutende Glut der Schmelztiegel.
Im Stundentakt ergießen sich 85 Tonnen der gleißenden Metallmasse in die Walzstraße. Und täglich nimmt das Schrottschiff auf seinem Rückweg nach Süden frisch gewalztes Stahlblech für die Bauindustrie mit. Doch warum findet das ausgerechnet am nördlichen Rand Europas statt? Die Antwort ist wenige Kilometer entfernt an einem Fjord zu finden: ein mächtiges Wasserkraftwerk. Norwegen erzeugt soviel Strom aus Wasserkraft, dass man damit konkurrenzlos günstig Elektro-Schmelzanlagen betreiben kann - regelrechte Riesen-Tauchsieder, die auf Kohle oder andere fossile Brennstoffe verzichten können aber mehr Strom verbrauchen als eine ganze Kleinstadt.
Ein Gigant zieht um Der Hunger nach Stahl im aufblühenden Reich der Mitte scheint unersättlich. Weltweit kaufen chinesische Unternehmen Ressourcen auf, um die knappen heimischen Vorkommen an Eisenerz und Kohle zu ergänzen. Selbst ganze Industrieanlangen zählen heute zu den begehrten Objekten der neuen Industriemogule im Reich der Mitte, die damit den staatlichen Eisenhütten Konkurrenz machen wollen. Bei uns unrentabel geworden, wurde ein mächtiges Stahlwerk deshalb komplett von der Ruhr an den Yangtse versetzt, ein Umzug der Superlative.
Mehrere Jahre dauerte es, bis die Hochöfen und gigantischen Walzstraßen demontiert, in Einzelteilen verschifft und in China wieder aufgebaut waren - in einem Land, wo weder Umwelt- noch Arbeitsschutz-Auflagen dem uralten Industriekoloss im Wege stehen. Nun wurde das Stahlwerk hundert Kilometer von der smoggeplagten Megacity Shanghai entfernt wieder angeheizt.
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