Eine Arche für das liebe Vieh

Jede dritte Nutztierrasse weltweit ist bedroht - Woche für Woche stirbt eine aus. Allein in Deutschland stehen 20 Prozent der Haustierrassen auf der "Roten Liste" der bedrohten Arten. In den letzten 12.000 Jahren hat die Menschheit aus 40 Arten 5.000 Nutztierrassen gezüchtet. Jede Region zwischen der Nordsee und dem Himalaya hat "ihre" regional angepassten, die mit den jeweiligen Standortbedingungen zurechtkommen: vom Büffel bis zum Norddeutschen Niederungsrind. Doch die werden weltweit verdrängt von wenigen "Turbo-Rassen", die einseitig auf Hochleistung getrimmt sind. Mit jeder Rasse, die verschwindet, geht nicht nur ein Stück Kulturgeschichte verloren, sondern auch ein Stück genetischer Vielfalt, die für die Zukunft der Welternährung wichtig sein könnte. Dr. Jürgen Güntherschulze im schleswig-holsteinischen Warder hat das Problem schon vor Jahren erkannt und ist aktiv geworden. Der studierte Bio- und Zoologe kaufte einen 40 Hektar großen Bauernhof und gründete dort 1989 den ersten deutschen Nutztierpark. Mittlerweile können Besucher in dem privat finanzierten Zoo über 150 Rassen bestaunen, die ohne solche Initiativen längst ausgestorben wären. Vom Schleswiger Kaltblut über das englische Parkrind bis hin zum Dänischen Protestschwein - solche Tiere sind Ausdruck einer vielerorts längst untergegangenen Zuchtkultur. Im Industrieland Deutschland wird Dr. Güntherschulzes Arbeit offiziell nur hinhaltend unterstützt, in manchem Schwellen- und Entwicklungsland dagegen ist der schleswig-holsteinische Haustierpionier inzwischen ein gefragter Experte. Die Autoren Ulrich Koglin und Achim Tacke haben ihn auf seinen Reisen nach Nepal und Südamerika begleitet.

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