Sphinx: Der Kreuzzug der Kinder
Release: Sphinx: Der Kreuzzug der Kinder
- Datum: 25.11.2006
In Köln zieht im Jahre 1212 ein Knabe namens Nikolaus Tausende von Kindern und Jugendlichen mit fanatischen Reden in seinen Bann: Sie seien auserwählt, Jerusalem zu befreien. Das Mittelmeer werde sich vor ihnen teilen und trockenen Fußes würden sie das Heilige Land erreichen. Zur gleichen Zeit gelingt es dem jungen Schäfer Stefan im französischen Cloyes, mit gleichlautenden Versprechungen Scharen unbewaffneter Kindersoldaten am Ufer der Loire gen Süden in Bewegung zu setzen. Später hat man dieses deutsch-französische Ereignis "Kinderkreuzzüge" genannt, ein Himmelfahrtskommando, das Zehntausende von Opfern forderte. In einer Vielzahl von Chroniken wird berichtet, wie sich Kinder und Jugendliche zwischen acht und 15 Jahren - die vermutete Teilnehmerzahl wird gar mit mehreren Zehntausend beziffert - auf die Pfade der gepanzerten Kreuzritter begeben. Allerdings liegen die Hintergründe dieser tödlichen Expedition bis heute im Dunkeln.
In "Sphinx - Der Kreuzzug der Kinder" nimmt sich erstmalig eine Fernsehdokumentation dieses bis heute rätselhaften Ereignisses an. Sie rekonstruiert auf der Basis geschichtswissenschaftlicher Forschung die Hintergründe eines Massenphänomens, für das die religiöse Bewegung der "Freiwilligen Armen" ebenso bedeutend war wie Not und Elend kindlicher Existenz im 13. Jahrhundert. Mit ungewöhnlich hohem filmtechnischen Aufwand, darunter Computeranimationen, wie sie auch in filmischen Großproduktionen wie "Der Herr der Ringe" und "Harry Potter" verwendet wurden, begibt sich der Film szenisch in den grausamen Alltag der Kinder, die barfuß und nur leicht bekleidet in den schneebedeckten Alpen erfroren, verhungerten oder Fieber und Seuchen erlagen. Ihr Weg führte sie an die italienische bzw. französische Mittelmeerküste. Zwielichtige Kaufleute lockten sie auf Schiffe, von denen viele untergingen und dabei Hunderte in den Tod rissen. Andere Schiffe gelangten nach Nordafrika, wo die jugendlichen Mitreisenden an Bordelle oder als Sklaven verkauft wurden.
Mehr als 600 Einzeldarsteller waren an dem Film beteiligt, ein kompletter mittelalterlicher Straßenzug wurde eigens für die Produktion nachgebaut. In einer Mischung aus Dokumentation und Spielszenen lässt der Film das tödliche Schicksal der Kinder wiederaufleben. Gezeigt werden authentische Schauplätze wie Köln, Cloyes und die süditalienische Insel San Pietro, auf der noch heute eine Gedenkkapelle an Hunderte von Kinderkreuzfahrern erinnert, die vor der dortigen Küste als Schiffbrüchige den Tod fanden.
Renommierte Historiker gehen der Frage nach, warum sich die Kinder zu dieser Mission so bereitwillig verführen ließen. Die Verbindung von übersteigerter Religiosität, kindlicher Verführbarkeit und sozialem Druck führte, so die zentrale These der Dokumentation, in eine menschliche Tragödie, die mit den Mitteln des Fernsehens der Vergessenheit entrissen werden soll.
Länge: 45 min
Regie: Reinhold Jaretzky und Martin Papirowski
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