Der Eiswanderer - Arved Fuchs

"Die Arktis verzeiht keine Fehler. Aber deshalb stellt sie eine besondere Herausforderung dar. Diese eiskalte Schönheit ist eine strenge Lehrmeisterin. Sie gestattet keine Eitelkeiten und hält dem Reisenden immer wieder den Spiegel vor, in dem er sich ohne jede Kosmetik erkennt und realistisch einzuschätzen lernt." Arved Fuchs hat das Abenteuer zum Beruf gemacht. Es geht ihm nicht um Rekorde, sondern um ein intensives Leben und Erleben und um die Befriedigung einer tiefen Neugierde. Er hat Grönland durchquert, Kap Horn umrundet und das gefährlichste Meer der Welt durchsegelt. Er ist der Einzige, der in einem Jahr zum Nordpol und zum Südpol gelaufen ist - durch Kälte, Schnee und Eis. Fuchs wird 1953 in dem kleinen schleswig-holsteinischen Ort Bad Bramstedt geboren. Schon als Kind träumt er davon, Abenteurer zu werden. Männer wie Fritjof Nansen oder Robert F. Scott sind seine Helden. In den 70-er Jahren macht er sich mit zwei Freunden auf zu seiner ersten Expedition, in die Wildnis Nordostkanadas. Nach neun Tagen kentern sie mit ihren Kanus an einer Stromschnelle, das Wasser hat Null Grad. Sie verlieren viele Ausrüstungsgegenstände, das Boot ist beschädigt, aber sie kämpfen sich durch.

1979, bei seiner ersten Arktisexpedition, verbringt Fuchs mehrere Monate bei den Inuit. Von ihnen lernt er bei Temperaturen von Minus 50 Grad, in Schnee und Kälte zu überleben und er beginnt diese eisigen, lebensfeindlichen Landstriche zu lieben. Immer wieder zieht es ihn von da an in die Kälte. Er macht sich einen Namen als Kenner der Polarregionen.
Der Erfolg kostet Freundschaften
1989 wird Fuchs als einziger Deutscher zu einer internationalen Expedition an den Nordpol eingeladen. Noch im selben Jahr durchquert er zusammen mit Reinhold Messner zu Fuß die Antarktis. Dieser 92-tägige Gewaltmarsch bedeutet für ihn den endgültigen Durchbruch. Doch der Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Nach 3.000 gemeinsam erkämpften Kilometern trennen sich die beiden im Streit.
1991 organisiert Fuchs zum ersten Mal eine große Expedition mit seinem eigenen Schiff. Aus dem Abenteurer wird zunehmend ein professioneller Vermarkter des eigenen Namens. Nicht jeder der alten Freunde akzeptiert den Wandel vom Freund zum Chef und steigt aus. Das tut weh, aber Fuchs muss auch andere Kompromisse machen. Pressekonferenzen, Fototermine, Verhandlungen mit Sponsoren, Vorträge - die unangenehmen Dinge im Leben eines professionellen Abenteurers. Fuchs hat seine Entscheidung nie bereut, aber er ist froh, wenn er nach all den Geschäftsterminen wieder aufbrechen kann um die Kälte zu spüren.

Ein Film von Gunter Scholz (2003)