Sir! No Sir!

Am 6. November 1965 trug Leutnant Henry Howe auf einer Antikriegsdemonstration ein Transparent mit der Aufschrift "Beendet die faschistische Aggression von Präsident Johnson in Vietnam". Howe war der erste Soldat, der sich öffentlich gegen den Vietnamkrieg äußerte, er wurde deswegen von einem Standgericht umgehend zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Seinem Beispiel folgend, kamen Hunderte weiterer Soldaten für ihren Widerstand gegen den Vietnamkrieg ins Gefängnis.

Berichte über einzelne Truppenmitglieder und ganze Einheiten, die sich dem Kampf verweigerten, häuften sich und nahmen schließlich ein dramatisches Ausmaß an. Am 20. August 1974 zitierte die New York Times die offiziellen Zahlen des Pentagons zur Fahnenflucht: 503.926 Desertionen zwischen 1966 und 1973. Dennoch versuchten Regierung, Medien und die amerikanische Gesellschaft, diese Tatsachen aus dem kollektiven Gedächtnis zu streichen. Tatsächlich war bis 1990 in keinem der rund 100 Filme über den Vietnamkrieg die Rede von aufständischen GIs.

"Sir! No Sir!" schildert erstmals die Geschichte des Widerstands gegen den Vietnamkrieg innerhalb des US-Militärs. Filmemacher David Zeiger rekonstruiert die zehn Jahre der amerikanischen Beteiligung am Vietnamkrieg und die Protestbewegung dagegen. Dabei stützt er sich auf Aussagen zahlreicher Veteranen aus der Bewegung der Kriegsdienstverweigerer sowie auf Amateurarchive, offizielle US-Archive und damalige Erklärungen der militärischen und politischen Verantwortlichen.