Schwäne - Halbgötter in Weiß?

Dokumentation, Deutschland 2006, WDR, Erstausstrahlung
Regie: Herbert Ostwald

Schwänen haftet etwas Überirdisches an: Weiß, stolz und elegant ist ihre Erscheinung, so dass ein sonderbarer Zauber von ihnen ausgeht. Ihre Nähe zum Menschen hat den Schwänen zu einem bedeutenden Platz in Mythologie und Kunst verholfen. Maler, Dichter und Komponisten ließen sich immer wieder von ihrer majestätischen Anmutung inspirieren. Die Dokumentation hinterfragt Legenden und Mythen, die sich um das Tier ranken. Ist der Schwan tatsächlich ein Geschenk des Himmels oder gar ein Todesbote? Anhand von Einblicken in den Jahreslauf eines Schwanenpaares gibt die Dokumentation Aufschluss über das Leben und die kulturgeschichtliche Bedeutung des Schwanes.

Am Berliner Lietzensee leben zwei Höckerschwäne, die Berliner haben ihnen - wie vielem in ihrer Stadt - einen Namen gegeben: Gustav und Molly. In dieser Oase inmitten des Großstadtdschungels ziehen sie fünf Junge groß und trotzen Wind und Wetter.
Die Dokumentation taucht in das Leben der beiden Schwäne ein und zeigt darüber hinaus, wie sehr die Schwäne, die weißen Schmuckstücke der Natur, Künstler seit jeher inspiriert haben. Bei den Griechen stand der Schwan als Symbol für Erotik und Reinheit. So soll sich Zeus seiner Angebeteten Leda in Schwanengestalt genähert haben. Den himmlischen Boten zu Ehren entstand das Sternbild "Schwan", das bis heute das Kreuz des Nordens am Firmament bildet. In der Schwanenburg Kleve hält sich der Mythos vom Schwanenritter Lohengrin, der - in einem von einem Schwan gezogenen Nachen - den Rhein entlang fuhr, um seine Gemahlin zu retten. Und die russische Tänzerin Anna Pawlowa tanzte Tschaikowskys "Schwanensee" in Vollendung.
Aber legendäre Schwäne und märchenhafte Geschichten um die weißen Vögel gibt es auch heute noch. So folgt am Münsteraner Aasee ein schwarzer Schwan einsam einem großen weißen Tretboot in Schwanengestalt. Bis heute hält sich auch die Legende von den Schwanskindern auf Rügen, die im Winter angeblich von Schwänen anstelle von Störchen gebracht werden. Und in der einzigen Schwanenmeisterei der Welt brüten hunderte Schwäne an der englischen Küste friedlich dicht beieinander.
Allerdings ereignet sich auch Tragisches: Im Februar 2006 gerieten die Schwäne in die Schlagzeilen. An der Ostseeküste verendeten Dutzende Vögel an der Vogelgrippe. Es waren Schwäne, die das Virus nach Deutschland brachten. Der weiße Vogel wurde für kurze Zeit zum Todesboten - doch insgesamt hat es ihm nicht geschadet: Schwäne waren und sind stets etwas Besonderes - für viele Menschen sind sie bis heute die Halbgötter in Weiß.