Ich war eine Hure - Aus dem Bordell in die Altenpflege
Release: Ich war eine Hure - Aus dem Bordell in die Altenpflege
- Datum: 15.07.2007
Ein Altersheim der Caritas in Rendsburg. Jeden Morgen um sechs Uhr beginnt die Schicht für die Altenpflegerin Anita B. (45). Um vier Uhr ist sie aufgestanden. Sie liebt es, den Tag bei Sonnenaufgang zu beginnen, mit der Regionalbahn von Kiel nach Rendsburg zu fahren und dann noch zwei Kilometer zu Fuß zur Arbeit zu gehen - an der frischen Luft. 27 Jahre lang hat Anita das Tageslicht kaum gekannt: Ihre Schicht in einem deutschen Bordell fing gegen 16 Uhr an und endete so gut wie nie. Sie lebte, arbeitete, schlief im Zimmer eines "Laufhauses". Ihre Chefin war Gisela Zohren, heute 53. Die ehemalige Kieler "Puffmutter" war es auch, die Anitas neues Leben ermöglicht hat. Mit einer einmaligen Initiative hat sie ihr Ziel verwirklicht: alternden, "ausgemusterten", arbeitslosen Prostituierten eine Perspektive zu bieten, ihnen ein Leben - und Verdienst - in Würde zu ermöglichen. Unterstützt vom Caritas-Verband Schleswig-Holstein vermittelt sie ehemalige Huren in die Altenpflege, ein Experiment, das seit einem Jahr erfolgreich läuft. Auch sich selbst hat Gisela Zohren mit diesem Projekt einen neuen Lebensinhalt geschaffen. Nach dem Tod ihres Mannes und der Pleite ihres Bordells schien es für sie keine sinnvolle Zukunft mehr zu geben. Aber sie nutzte ihre guten Kontakte in die Politik, ihre Energie und ihr Verhandlungsgeschick, um ihren Plan zu verwirklichen. Zwölf Ex-Prostituierte hat Gisela Zohren schon an Altenheime vermittelt, immerhin neun von ihnen haben durchgehalten. Diese Frauen, so weiß Eva Lodermeyer, haben ein besonderes Talent für die Betreuung der Alten: Sie haben eine große Menschenkenntnis, ein großes Herz und keine Scheu davor, kräftig anzupacken. Klagen gab es bisher noch nicht. Auch dann nicht, wenn die Frauen - nach einer gewissen Probezeit - die Patienten über ihre Vergangenheit aufklärten. Im Mittelpunkt des Films stehen Gisela Zohren und ihre Arbeit.
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