Wolfgang Graf Berghe von Trips - Zwischen Rittergut und Rennstrecke
Release: Wolfgang Graf Berghe von Trips - Zwischen Rittergut und Rennstrecke
- Datum: 30.08.2007
Wolfgang Graf Berghe von Trips - Zwischen Rittersaal und Rennstrecke
"Hätte er damals gewonnen, dann wäre er so bekannt geworden wie später der Michael Schumacher - das wäre so eine Art zweites Wunder von Bern gewesen." Die Rede ist von Wolfgang Graf Berghe von Trips. Am 10. September 1961 steht der Ferrari-Pilot in Monza vor dem größten Triumph seiner Laufbahn - dem Gewinn der Formel-1-Weltmeisterschaft. Doch anstatt zu siegen, stirbt er bei einem verheerenden Unfall.
Der 1928 geborene Trips, einziges Kind eines alten Adelsgeschlechts, wächst in einer romantischen Wasserburg in Horrem (heute Ortsteil von Kerpen) in der Nähe Kölns auf. Nach dem Willen der Eltern soll er Landwirtschaft studieren, um einmal das elterliche Gut zu übernehmen. Doch schon als Knirps wächst in dem jungen Grafen die Liebe für alles, was mit dem Auto zusammenhängt. Als Achtjähriger dreht er mit dem Auto der Eltern bereits erste Runden im Burghof. 1950 kauft er sich sein erstes Motorrad, mit dem er in den folgenden Jahren mit großem Erfolg an Geschicklichkeits- und Orientierungsfahrten teilnimmt unter Pseudonym, um vor seinen Eltern sein nicht ganz ungefährliches Hobby geheim zu halten.
Das elterliche Erbe, die Burg und die Güter mit Landwirtschaft und Obstanbau, lasten schwer auf dem jungen Grafen. Einmal soll er all diese Ländereien allein verantwortlich übernehmen. Dafür müht er sich ab 1951 mit einer Ausbildung zum Diplom-Landwirt ab. Als Debütant im Automobil-Rennsport gewinnt er 1954 auf Porsche die Deutsche Meisterschaft für Serienfahrzeuge. Nach dem Rennen fährt er schnell wieder nach Hause, weil am nächsten Tag an der Landwirtschaftlichen Hochschule Prüfung ist.
1956 wird er als erster deutscher Rennfahrer in die Ferrari-Werksmannschaft aufgenommen. Seine erste Trainingsfahrt in einem Ferrari, auf der Rennstrecke von Monza, endet wegen eines technischen Defekts nach wenigen Runden mit einem Totalschaden. Er wird aus dem Wagen geschleudert. Wie durch ein Wunder bleibt er so gut wie unverletzt. Er ist ein Pilot voller Leidenschaft, fährt gewagt, manchmal bis über den Rand des Machbaren hinaus. So gelingt es ihm 1957/58, in den kleinen Kreis der Welt-Elite der Formel 1 vorzustoßen.
1960, beim Großen Preis von Syrakus gewinnt mit Trips zum ersten Mal seit 1939 wieder ein Deutscher einen Grand Prix, wenn auch noch "nur" in der Formel 2. Er fährt ein hervorragendes Rennen - schnell, beherrscht und taktisch klug. Spätestens jetzt wird klar: Der "Renngraf" ist viel erfahrener, reifer geworden und vielleicht bald auch reif für einen ganz großen Titel.
1961 gewinnt er in Zandvoort als erster Deutscher ein Formel-1-Rennen. Und mit dem Sieg beim Großen Preis von England übernimmt er die Führung in der Weltmeisterschaft. Am 10. September 1961 wird in Monza der Große Preis von Italien gestartet. Trips steht vor dem größten Triumph seiner Laufbahn. Er kann als erster Deutscher Weltmeister in der Formel 1 werden - wenn er unter die ersten Drei kommt.
In der zweiten Runde kollidiert das Fahrzeug des Grafen mit einem anderen Rennwagen. Wie ein Torpedo schießt der Ferrari mit Tempo 200 in die direkt neben der Piste stehende Zuschauermenge. Trips wird aus dem Wagen geschleudert und ist sofort tot. Mit ihm sterben 14 Zuschauer und der Traum vieler Bundesbürger, den Formel-1-Weltmeistertitel nach Deutschland zu holen. Mit dem Tod des "Renngrafen" erlischt das mehr als neunhundert Jahre währende Geschlecht derer von Trips.
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