Aufbruch von unten - Amerikas neue Bürgerbewegung
Release: Aufbruch von unten - Amerikas neue Bürgerbewegung
- Datum: 27.12.2007
Sie demonstrieren gegen den Krieg im Irak, sie erproben alternative Lebensformen in Landgemeinschaften und üben sich in gewaltlosem Protest. In Amerika gibt es eine Bewegung, die sich gegen die Politik von Präsident Bush stemmt. Von den Bürgerbewegungen der 60er und 70er Jahre unterscheidet sie vor allem ihr Realitätssinn. "Jetzt geht es ans Eingemachte", erklärt Gar Alperovitz, Professor für Politik an der Universität von Maryland. Eine radikale Opposition sucht heute in den USA, das politische System demokratischer zu machen und die Macht der Konzerne zu beugen. "Das war in den 60er Jahren noch nicht so", meint der Politologe, "das war damals die Vorstufe der heutigen politischen Bewegung." Es gibt ein anderes Amerika, das der Politik von Präsident Bush etwas entgegensetzen will. "Die Lage ist so extrem geworden, dass sich im Land sehr viel Ärger aufgestaut hat", erklärt Howard Zinn, Historiker an der Univeristät von Boston. Friedensaktivistin Medea Benjamin glaubt, dass "das Land sein Gleichgewicht verloren hat". Jeden Tag protestiert sie mit einer Gruppe rosa gekleideter Frauen im Kongress gegen den Krieg im Irak. Ihre Gruppe "Code Pink" ist eine von unzähligen Organisationen, die in Amerika "unterhalb des Radars" der Presse entstanden sind. Weitgehend ignoriert von den amerikansichen Medien, bilden sie eine Bewegung, die "Amerikas Ideal von Demokratie in die Wirklichkeit umsetzen will", sagt der grüne Politiker David Coob.
Es gibt eine ganze Reihe an Gruppen, die selten zu Wort kommen, weil sie sich außerhalb der konventionellen politischen Bahnen bewegen. Diese Menschen machen "eine neue Art von Politik", meint Medea Benjamin: Sie beklagen nicht einfach die Missstände der Bush-Regierung, sondern bauen eine Bewegung auf, die das Land verändern will. "Ich habe keine Zweifel, dass heute etwas Bedeutendes geschieht in Amerika", sagt David Coob. Seiner Organisation "Democracy Unlimited" gelang es, Konzerne in einer kalifornischen Kleinstadt aus der Politik zu verbannen und so lokale Demokratie zu stärken. Gruppen wie "Ruckus" bilden Aktivisten aus, damit sie mit gewaltfreien Aktionen gegen Unrecht zu Felde ziehen können. Und immer mehr Menschen bauen schon heute ihre bessere Welt in Landgemeinschaften auf. Die haben wenig gemein mit den Kommunen der 60er Jahre. Damals stiegen meist junge Radikale aus der Gesellschaft aus. Heute sind es politische Einsteiger, die Modelle entwickeln für eine gerechte und ökologisch überlebensfähige Gesellschaft. "Wir kämpfen nicht mehr für ökologische Werte, wie in den 60er Jahren", erklärt Dave Henson, Geschäftsführer einer Landgemeinschaft in Kalifornien, "die wurden schon weitgehend akzeptiert von der Gesellschaft. Wir müssen heute Vorbild sein für die praktische Umsetzung dieser Ideale".
Dokumentation, Deutschland, 2007
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