Irlands rauer Westen - Connemara

Connemara liegt im äußersten Westen der Provinz Galway. Die Landschaft reicht von sanften Bergketten, weißen Sandstränden bis zu dunklen Torfmooren und Seen. Etwa 10.000 Menschen leben hier, an einer tausendfach zerklüfteten Küste mit Irlands einzigem Fjord Killary Harbour. Hier hat John Kilcoyne, der ehemalige Elektriker, seinen Traumberuf als Muschel-Farmer gefunden. Der Bauer Tom Joyce dagegen sorgt sich um die Zukunft seines Hofs und baut zur Entspannung Steinmauern. Ranger Rob Holloway vom Connemara National Park würde am liebsten ganz in der Wildnis leben. Die Leute wissen um die Schönheit ihrer Heimat. Maurice O’Scannail ist der Tierarzt von Connemara. Sein Arbeitstag führt ihn in alle Winkel der westirischen Region: zur Pony-Impfung an die Südküste, zum Schwangerschaftstest einer Kuh im Moor, zur Notgeburt eines Kalbes am Strand von Ballyconneely. Zwischendurch operiert er einen Hund in seiner kleinen Tierklinik oder er besucht seinen Bruder Brendan in dessen Zeitungsladen im Städtchen Clifden.

Doch in Connemara hatten es die Menschen nie leicht. Immer, wenn es Irland schlecht ging, sind viele Menschen ausgewandert - nach Amerika oder auf das europäische Festland. Das war zu Zeiten der Hungersnot so, oder nach dem schrecklichen "Fischerei-Desaster" vom Februar 1927: In einer Nacht gerieten Dutzende Fischer in einen Sturm und kamen darin um. Viele der Hinterbliebenen verließen danach die Region. Der Fischfang an den Küsten von Connemara hat sich davon bis heute nicht erholt. In Clifden, der heimlichen Hauptstadt, lässt sich zugleich der Vormarsch des Neuen Irland beobachten. Es ist das Irland der Baukräne und der Frühaufsteher. Viele halten das für bedenklich: Die neuen Zeiten ließen keinen Platz mehr für Irlands alte Seele. Maurice, der Tierarzt, sieht das gelassener. Er hat jahrelang in Malta und im Oman praktiziert, doch jetzt ist er gerne wieder in seiner Heimat, bei den Ponys, Kühen und Schafen von Connemara. Connemara ist der Mikrokosmos, der dem Traum von Irland am nächsten kommt.

Ein Film von Florian Huber